13
Feb
2008

FRÜHJAHRSPUTZ

Ich sichte Manuskripte. Trümmer und Fragmente aus vergangenen Wochen und Monaten werden sortiert und vom Schreibtisch geräumt, Zeilen auf Zeitungsrändern eingesammelt, in diversen Kladden nach Bruchstücken der letzten Zeit gefahndet. Schlagzeilen, Momentauf-nahmen, Gedankenblitze, Schnipsel - Berge, die darauf warten, in Gedichten und Geschichten ein neues Bestätigungsfeld zu finden.

Sozialkaufhaus - was kostet dort wohl ein Kilo Liebe, oder würden dir 750 Gramm Gefühl vielleicht auch reichen? Egal. Eheurkunden kommen unterm Strich teurer. Tahoma 14, linden.nord@, Mehrpersonenkörper mit Freivögelschein. Ich weiß nicht mehr, wer mit einunddreißig Jahren schon siebenhundert Bilder gemalt hat. Weißt du es noch? War es Paula Modersohn-Becker? Elie Wiesel hat seine Gedanken zur Gegenteiligkeit unter ganz anderen Aspekten geschrieben, als ich sie vor langer Zeit im U-Bahnhof Alexanderplatz las. Das erschreckt mich. Auch, dass ich nicht die einzige darin bin. Warum ich Wasser kochen, frischen Ingwer hineinreiben und den Sud dann trinken sollte ... ?
Keine Ahnung.

Stapel von Papier fallen dem Zerreißwolf zum Opfer. Im Abfall finden sich später defizitäre Gefühle neben genormten wieder. Gedanken gehen durch die Mühle, im Kopf sortiert jemand Buchstaben, Worte, Zeilen. Ich schaue aus dem Fenster. Struppiges Gefieder hockt seit Minuten drüben auf dem alten Zaun, es plustert sich auf, hält mich von meinem Tun ab. Es klingelt. Vor der Tür steht Betreten und in der Tür Unwillig. Es ist eine dieser ganz kurzen Begegnungen. Als sich die Tür schließt, tut es mir schon wieder leid. Ist das Ok.?

Wenig später frage ich mich, wie linke Schuhe auf die Standspur der A2 kommen, 100 km vor Berlin? Und, wen könnte das, außer mir natürlich, interessieren? Ich bin nicht PK, ich bin ICH. Versalien auf einem Zettel. Ich stelle fest, Ähnlichkeiten sind eher unzufällig. Wann hatte ich das nur vergessen können? Woanders steht, dass ich Rüdiger Dahlkes “Krankheit als Weg” lesen sollte. Ich habe zu diesem Themen keinen Bezug mehr und schmeiße die Notiz weg. “Vorurteile”, Autor? - habe ich mir dann doch auf die Bücherliste gesetzt. Eine Musikliste gibt es auch.

Ja, ich bin gern hier, sagt sie ihrem Gegenüber ...
diese Zeile könnte der Anfang einer neuen Geschichte sein.

12
Feb
2008

WIRKLICH LIEBEN ...

Ende.
Sie steht hinter dem “e”, schaut auf den Punkt und fragt sich, was vorher war, lange vor dem “E”. Also noch vor dem Anfang. Was war da?

Sommer. Sommer war es. - Das Telefon ist ein ungeduldiger Zuhörer. Bruchstücke des Geschehenen, flüchtige Gedanken jagen durch den Kopf, suchen ihre Ergänzung und passende Satzzeichen. Wie kann man ein dreiviertel Jahr in ein paar Sätze packen? Neun Monate, die in ihrer Gefühlsbreite an Intensität nichts ausließen!
Während sie noch grübelt und Gefahr läuft, schon allein damit die knappe Zeit für einen Bericht zu vergeuden, bröckelt das Feindbild. Nicht zum ersten Mal fragt sie nach dem Sinn all dessen, was da passiert ist zwischen Mai und Februar.

“Wirklich lieben kann man nur einen Augenblick lang” lässt Truffaut Cathérine sagen. Er hat Recht. Und sie muss auch nicht lange nach diesem Augenblick in ihrer Erinnerung suchen - es war damals, als sie sich küssten. Das erste Mal. Noch ganz ohne Schuld voreinander und überrascht. Vor allem überrascht von der Situation, die nun beide an die Hand nahm.
Es gelingt ihr nicht, diese Erinnerung von ihren Lippen zu verdrängen, die Verzauberung, die noch immer auf ihnen ruht, wenn sie an jenen Abend denkt und an das Gefühl, noch nie und doch zum letzten Mal so geküsst zu haben.

Der Narr hält ihr den Spiegel, erkennt sich selbst nicht darin.
Schau sie nicht an mit den Augen der Ungläubigen, der Neider und Spötter. Sieh in den Spiegel, Narr, mit deinen Augen! Und dann sag ihr, was du siehst.

3
Jan
2008

ICH MORDE NUR FÜR DICHTER

(fünfzehnter und sechzehnter Dezember
und ein bisschen vom siebzehnten,
zweitausendsieben)

Kurz nach drei Uhr.
Sonnabend Nachmittag.
Ich habe einen Weihnachtsmann erschlagen.
Auf dem Weg nach Berlin.
Ich hatte gute Gründe.
Dennoch.
Das Problem hätte anders gelöst werden können.
Eleganter vielleicht, etwas stilvoller.
Es war Mord.
Skrupelloser Mord.
Er war kleiner als ich,
wesentlich kleiner und wehrlos.
Und er war aus Schokolade.
Den geschändeten Körper,
mit einer Nachricht versehen,
versenkte ich im Briefkasten.
Es war ein perfekter Mord.
Und er hat sich gelohnt.
Der Dichter hat angebissen.

Weihnachtsmannmord-2

Etwa acht Uhr.
Sonntag Abend.
Kurzes Klingeln neben einem Schild, das den Namen des Dichters trägt. Er erwartet mich, im Türrahmen stehend.
Eine schöne Geste. Ich spüre seit Stunden etwas, was ich für Hunger halte. Wir gehen. Nicht weit.
Scheinheiliges Essen. Darf ich rauchen, fragt der Dichter. Klar doch, ich esse ja nicht, ich stochere ja nur herum. Ein großes und ein kleines Bier, eine urige Kneipe, ein paar Gäste. Laute Musik.
Unsere Worte versuchen, sich anzufassen, um sich nicht zu verlieren zwischen wirbelnden Gedanken, gegen die ein gelangweilter DJ heute keine Chance hat anzukämpfen.
Noch ein Bier? Nö. Wollen wir geh’n?
Die Damentoilette heißt hier Damenklo. Darunter ein Piktogramm, für alle die das nicht mehr lesen können. Wir können noch lesen. Und ich will jetzt den Dichter lesen hören. Zahlen, bitte!

Etwas später
und einen kurzen Fußweg lang danach.
In dem kleinen Raum, der trotz nächtlicher Stunde sonnendurchflutet scheint, ist genügend Platz für zwei Stimmen, eine Gitarre, drei Laptops, unkompliziertes Umgehen, ein Fotoalbum, gedruckte Worte, Musik, eine Flasche Rotwein.
Prince taucht alles in purpurnen Regen und Erinnerungen, die es jetzt nicht geben sollte. Laurie sucht nach Worten, die sie neben die von Ursula legen könnte. Ich bedaure, dass ich Lou nicht mitgenommen habe. Er hätte auch gut zu den Momenten gepasst, die sich den Anschein geben, als knüpften sie an gestern an oder an vorhin oder an gerade eben - also an Momente, die nach
Distanzeliminierung schreien. Wir bilden aus Buchstaben Stufen, über die wir aufwärts streben.

Ist es wirklich schon halb zwei? Oder noch später?
Wir können den Tag nicht verstecken, der sich müde in unseren Augen ausbreitet. Wir können die Zeit nicht knebeln, sie legt sich bleiern auf die Lider. Wir brechen ab. Wir sehen uns wieder.
Ohne Mord. Wir haben ja Telefon.
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